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Oropouche-Virus und Oropouche-Fieber: Erste importierte Fälle in Deutschland

Das Oropouche-Virus (OROV) ist ein von Arthropoden (vorwiegend Gnitzen, aber auch Stechmücken) übertragenes Virus (Arbovirus), welches das Oropouche-Fieber (OF) hervorrufen kann und zur Gattung Orthobunyavirus gehört. 

DR. MED. JOHANNES FRIESEN

Das OROV ist in der Amazonasregion endemisch. 2024 wurden jedoch auch Ausbrüche aus anderen Teilen Brasiliens, Kolumbiens, Perus, Boliviens und aus Kuba gemeldet. So wundert es nicht, dass in diesem und im letzten Jahr das OROV erstmalig bei deutschen Reiserückkehrern aus Mittel- und Südamerika nachgewiesen wurde (drei Reisende 2024, bislang ein Reisender 2025). 
Wie bei anderen Arbovirosen umfasst die Symptomatik des OF nach 3 bis 12-tägiger Inkubationszeit typischerweise Fieber, Glieder- und Gelenkschmerzen

und starke Kopfschmerzen. Auch können Übelkeit und Erbrechen und ein makulopapulöses Exanthem auftreten. In seltenen Fällen kann es zum Auftreten einer Meningoenzephalitis kommen. Außerdem wurden aus dem Infektionsgeschehen in Brasilien vereinzelt Todesfälle beschrieben.

Eine Diagnostik ist indiziert, wenn bei passender Symptomatik und entsprechender Reiseanamnese die Dengue- und Chikungunya-Virus-Serologie und die Malaria-Diagnostik negativ ausgefallen sind. 

Zur Diagnose wird die IgG- und IgM-Antikörper-Bestimmung aus Serum am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin durchgeführt. Zudem ist dort der Erregerdirektnachweis mittels Real-Time PCR aus EDTA-Plasma, Serum, Liquor und Urin möglich. Zu beachten ist dabei, dass der Direktnachweis am ehesten in der Frühphase der Erkrankung gelingt.

Für den direkten und indirekten Erregernachweis besteht nach Infektionsschutzgesetz eine Labormeldepflicht (§7, 50a Zikavirus und sonstige Arboviren).

Da das OROV vermutlich vertikal übertragen werden kann und dadurch wahrscheinlich Fehlbildungen und Totgeburten – ähnlich wie bei Infektionen mit dem Zika-Virus – auftreten können, wird Schwangeren geraten (Auswärtiges Amt, Robert Koch-Institut), sich bei Reisen in Risikogebiete gut vor Insektenstichen zu schützen oder gänzlich auf eine Reise dorthin zu verzichten.

Eine Weiterverbreitung des Virus über die einheimische Gnitzen- und Stechmückenpopulation ist zum derzeitigen Zeitpunkt laut Friedrich-Loeffler-Institut als extrem unwahrscheinlich einzuschätzen, da das natürliche Reservoir (Affen, Faultiere) in Deutschland fehlt und der Mensch erst bei einem größeren Ausbruch als Reservoir in Frage kommt.

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Literatur:
1.    Lachmann R, Meincke M, Grünewald T, Brockmann S, Frank C, Schmidt-Chanasit J, Wilking H: Erste Oropouche-Fieber-Fälle in Deutschland unter Reiserückkehrenden aus Kuba. Epid Bull 2024; 31:12–14. DOI: 10.25646/12471
2.    Garcia Filho C et al. A Case of Vertical Transmission of Oropouche Virus in Brazil. N Engl J Med. 2024 Nov 28; 391(21):2055–2057. DOI: 10.1056/NEJMc2412812
3.    Deutsches Ärzteblatt: Experte hält Oropouche-Ausbreitung in Europa für unwahrscheinlich. www.aerzteblatt.de/news/experte-haelt-oropoucheausbreitung-in-europa-fuer-unwahrscheinlich-3b8c0769-18ad-461e-b304-a019609015f9 

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