Skip to main content

Rationale Borreliose-Diagnostik

Die Tage werden wieder länger, und wir alle freuen uns darauf, bald mehr Zeit im Grünen zu verbringen. Darauf freuen sich jedoch auch die Zecken, die bei ihren dadurch ermöglichten Mahlzeiten unter Umständen Borrelien auf uns übertragen. Da immer wieder irrtümlich nicht zielführende Borreliose-Diagnostik angefordert wird, hier einige Empfehlungen für eine leitliniengerechte, qualitätsgesicherte und wirtschaftliche Diagnostik:

PROF. DR. MED. RALF IGNATIUS

1. Zunächst nur Suchtests! 

Die Such- oder Screeningtests (GOP 32586 Borrelia burgdorferi-Antikörper; 6,53 €) sind heutzutage hoch sensitiv; es bedarf keiner Abklärung oder Bestätigung negativer Ergebnisse mittels Immunoblot. Negative Testergebnisse schließen eine Borreliose jedoch nicht aus, da im Stadium eines Erythema chronicum migrans (ECM) nur bei etwa der Hälfte der Patienten Antikörper nachweisbar sind. Daher gilt, dass bei klinischem Verdacht auf ECM eine Antibiotikatherapie erfolgen sollte, unabhängig vom Serostatus.

2. Bei Verdacht auf Borreliose sowohl IgG- als auch IgM-Antikörper untersuchen! 

Anders als bei anderen Infektionen werden bei einer akuten Borreliose nicht selten keine IgM-Antikörper gebildet, sodass ein isolierter negativer IgM-Befund eine solche Infektion nicht ausschließt.

3. Immunoblots ausschließlich für die Abklärung positiver bzw. fraglich positiver Suchtestergebnisse! 

Immer wieder werden Immunoblots bereits zum Screening angefordert, manchmal zusammen mit den oben genannten Suchtests. Dieses Vorgehen entspricht nicht den Empfehlungen der Fachgesellschaften. Und auch die Legende im EBM spricht hier von „Bestätigungs- oder Abklärungstest nach positivem oder fraglich positivem Antikörpernachweis“. Daneben wäre ein Screening mittels Immunoblot (GOP 32662 Borrelia-Antikörper; 18,68 €) auch nicht wirtschaftlich.

4. Bei Verdacht auf Lyme-Arthritis Serologie!

Einer Lyme-Arthritis geht eine hämatogene Streuung der Erreger voraus, die in der Regel zu einer Antikörperbildung führt. Das heißt, ein negativer serologischer Befund schließt eine Lyme-Arthritis weitestgehend aus. Ein Nachweis von Borrelien-DNA mittels PCR aus Gelenkpunktat hat keine 100 % Sensitivität und ist keine Kassenleistung.

5. In der Regel keine serologischen Verlaufskontrollen nach Beendigung der Therapie! 

Borrelien-Antikörper können im Serum noch lange nach einer suffizienten Therapie nachweisbar bleiben, das heißt, eine Persistenz der Antikörper spricht nicht gegen einen therapeutischen Erfolg.Gleichzeitig werden bei sehr frühzeitiger Therapie keine Antikörper gebildet; das bedeutet, ein negativer serologischer Befund nach Therapie schließt ein zuvor bestehendes ECM nicht aus.

6. Keine Untersuchung von Zecken! 

Eine PCR-Untersuchung von Zecken auf Borrelien-DNA hat nur eine sehr eingeschränkte Aussagekraft; ein negatives Ergebnis schließt nicht aus, dass zuvor Borrelien vorhanden waren, und ein positives Ergebnis bedeutet nicht, dass die Borrelien beim Stich übertragen wurden. Aus diesem Grund wird die Untersuchung nicht empfohlen und ist auch keine Kassenleistung.

Zurück